William James

Emotionen sind die Wahrnehmungen unserer eigenen Körperzustände.

— William James

1842-1910 | US-amerikanischer Psychologe und Philosoph

Im Jahr 1884 veröffentlichte James seine Arbeit »What is an Emotion?«. Die Alltagsauffassung von Emotionen zu dieser Zeit besagt, dass die bei Emotionen auftretenden körperlichen Veränderungen die Folgen des Erlebens der Emotion sind. James kehrte diese Beziehung um und behauptete, »dass die körperlichen Veränderungen den Emotionen vorangehen und dass die Emotion nichts anderes sei als das Empfinden der körperlichen Veränderungen.« [Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1993, 90] Ich weine also nicht, weil ich traurig bin (Alltagsauffassung) – sondern ich bin traurig, weil ich weine (James).

Der dänische Physiologe Carl Lange veröffentlichte ein Jahr später sein Buch »Über Gemütsbewegungen«, in dem er seine Emotionstheorie vorstellte, die in den Hauptaspekten mit der von James übereinstimmte. Daher werden in der Literatur beide Theorien meist unter der Bezeichnung »James-Lange-Theorie« zusammengefasst.

Nach James sind die körperlichen Veränderungen »so unendlich zahlreich und fein abgestuft, daß man den gesamten Organismus einen Resonanzboden nennen könnte, den jede Änderung des Bewußtseins, und sei sie noch so klein, in Schwingungen versetzt«. [Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1993, 96] Diese Vielfalt der körperlichen Veränderungen ist also die Grundlage für unser reiches emotionales Erleben. Deshalb fühlen sich beispielsweise Freude und Wut so unterschiedlich für uns an, da ihnen ganz verschiedene Muster von körperlichen Veränderungen zugrundeliegen. Darüber hinaus muss man in der Lage sein, diese differenzierte körperlichen Veränderungen auch bewußt wahrzunehmen.

Kritische Stimmen auf James’ Emotionstheorie veranlassten ihn dazu, die ursprüngliche Fassung seiner Theorie bis 1894 zu revidieren bzw. präzisieren. Demnach ist nicht mehr nur die bloße Wahrnehmung bestimmter Objekte oder Ereignisse hinreichend für die den Emotionen zugrundeliegenden körperlichen Reaktionen, sondern die Bewertung eines Sachverhalts im Kontext der Gesamtsituation. Zum Beispiel macht es einen Unterschied, ob man einen Bären in einem Käfig im Zoo gegenübersteht oder in freier Wildbahn. Nur wenn wir annehmen, dass er uns körperlichen Schaden zufügen kann, löst der Anblick eines Bären Furcht aus und führt zu Reaktionen wie Flucht oder beschleunigter Herzschlag.
[vgl. Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1993]

Quellen:

Meyer, Wulf-Uwe/Schützwohl, Achim/Reisenzein, Rainer (1993): Einführung in die Emotionspsychologie. Band I. Bern: Verlag Hans Huber.