Robert Plutchik

Emotionen sind durch natürliche Selektion entstanden und haben eine genetische Grundlage.

— Robert Plutchik

1927 – 2006 | US-amerikanischer Psychologe

Evolutionspsychologische Emotionstheorie

Plutchik selbst bezeichnet seine Theorie als psychoevolutionäre Emotionstheorie. Er fasst seine Überlegungen systematisch in Form von zehn Postulaten zusammen, von denen die wichtigsten nun erläutert werden.

1. Emotionen haben eine genetische Grundlage.
Plutchik nimmt an, dass Emotionen in der Phylogenese (Stammesgeschichte) durch natürliche Selektion entstanden sind.

2. Emotionen sind grundlegende Formen der Anpassung, die in der einen oder anderen Form auf allen Stufen der phylogenetischen Leiter identifiziert werden können.
Nach Plutchik müssen alle Organismen im Verlauf der Evolution grundlegende Anpassungsprobleme bewältigen. Als Beispiele nennt er Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung und Schutz vor Feinden.

3. Emotionen sind komplexe Ketten von Reaktionen mit stabilisierenden Rückmeldeschleifen, die eine gewisse Art von Homöostase des Verhaltens herstellen.
Plutchiks Emotionsdefinition lautet wie folgt:
»Eine Emotion ist eine erschlossene komplexe Abfolge von Reaktionen auf einen Reiz; sie umfaßt kognitive Bewertungen, Veränderungen im subjektiven Erleben, Aktivierung des autonomen und zentralen Nervensystems, Handlungsimpulse sowie Verhalten, welches dazu bestimmt ist, auf denjenigen Reiz einzuwirken, der die komplexe Sequenz ausgelöst hat.« [Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1999, 146] Allerdings sind nach Ansicht von Plutchik die »meisten Elemente der Reaktionskette dem Bewusstsein nicht zugänglich. Individuen wissen oft nicht, warum sie ‚emotional‘ reagierten; sie sind unentschieden, wie sie ihre inneren Gefühle genau bezeichnen sollen …; sie haben wenig Einsicht in ihre eigenen Zustände von physiologischer Erregung …; und oft erkennen sie die Funktionen nicht, denen ihre eigenen Emotionen dienen«.
[Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1999, 149]

4. Es gibt acht grundlegende oder primäre Emotionen.
Hierzu zählt er Furcht, Ärger, Freude, Traurigkeit, Akzeptieren/Vertrauen, Ekel, Erwartung und Überraschung.
Diese acht primären Emotionen ordnet Plutchik unter dem Gesichtspunkt der Ähnlichkeit und Gegensätzlichkeit ihrer Qualität in einem zweidimensionalen Kreismodell an.

5. Die Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen den primären Emotionen können in einem dreidimensionalen strukturellen Modell dargestellt werden.
Als dritte Dimension fügt Plutchik zu dem Kreismodell die Intensität von Emotionen hinzu. Diese verschiedenen Intensitätsabstufungen bezeichnet er mit verschiedenen Emotionswörtern, z.B. mit »Besorgnis«, »Furcht« und »Panik«.

6. Alle anderen Emotionen sind Mischungen oder Kombinationen der primären Emotionen.
Diese sekundären oder komplexen Emotionen ergeben sich aus der Mischung gleichzeitig auftretender Primäremotionen, die sogenannten Dyaden. Bei der Mischung von drei primären Emotionen spricht er von Triaden.

[vgl. Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1999, 145-156]

Quellen:

Meyer, Wulf-Uwe/Schützwohl, Achim/Reisenzein, Rainer (1999): Einführung in die Emotionspsychologie. Band II. 2., korrigierte Aufl. Bern: Verlag Hans Huber.