Eine Emotion ergibt sich aus dem Zusammenwirken physiologischer Erregung und kognitiver Bewertung.
1922-1997 | US-amerikanischer Sozialpsychologe
Kognitiv-physiologische Emotionstheorie
Wie bei der Theorie von James sind auch bei der Theorie von Schachter Empfindungen körperlicher Erregung notwendig für Emotionen – allerdings nicht hinreichend. Zum Erleben einer Emotion muss nach Schachter noch ein zweiter Faktor hinzukommen, nämlich eine Kognition über die erregungsauslösende Situation. »Ein emotionaler Zustand kann als Funktion eines physiologischen Erregungszustands und einer für diesen Erregungszustand ›passenden‹ Kognition angesehen werden«. [Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1993, 112] Daher wird die Theorie in der Literatur »die Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion« genannt.
»Darüber hinaus nimmt Schachter an, dass die physiologische Erregung ausschließlich die Intensität (Stärke) der Emotion determiniert. Ob bei Vorliegen von physiologischer Erregung aber eine Emotion entsteht, und welche Emotion entsteht (Qualität der Emotion), hängt ausschließlich von der Kognition ab.« [Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1993, 113]
Der Faktor »physiologische Erregung« bezieht sich auf die erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems. Bei dessen Aktivierung erhöht sich beispielsweise die Herzrate und die Atmung wird tiefer und schneller. Bedeutsam für das Erleben einer Emotion ist hierbei die subjektive Repräsentation dieser Erregung, also die von der Person erlebten Erregungsempfindungen.
Der Faktor »Kognition« kommt in Schachters Theorie an zwei Stellen vor: 1. als emotionsrelevante Bewertung einer Situation durch die Person (»diese Situation ist gefährlich«), 2. als Überzeugung einer Person, dass ihre wahrgenommene Erregung durch jene Situationseinschätzung verursacht wurde (Kausalattribution).
»Das bloße gleichzeitige Vorhandensein von Erregungsempfindung und Situationseinschätzung reicht für eine Emotion also nicht aus. Eine Emotion entsteht nur dann, wenn die Erregung von der Person als durch ihre Einschätzung der Situation verursacht betrachtet wird.« [Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1993, 113]
[vgl. Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1993]
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Quellen:
Meyer, Wulf-Uwe/Schützwohl, Achim/Reisenzein, Rainer (1993): Einführung in die Emotionspsychologie. Band I. Bern: Verlag Hans Huber.